90 % der Unternehmer halten NoVA-Erhöhung für falsch
- Fuhrparkverband Austria (FVA) befragte Unternehmen zu den konkreten Auswirkungen der verschärften Normverbrauchsabgabe
- 135 Firmen mit 25.000 Fahrzeugen haben bisher an Umfrage teilgenommen
- Nutzungsdauer der Fahrzeuge könnte sich aufgrund der NoVA verdoppeln
- Elektrotransporter erfüllen Alltagsanforderungen nur selten
- 6 von 10 Unternehmen geben höhere Kosten komplett an Kunden weiter
- 22 % überlegen Fahrzeuge künftig im Ausland anzumelden
Der Fuhrparkverband Austria (FVA) wollte wissen, wie österreichische Unternehmen auf die Erhöhung der Normverbrauchsabgabe reagieren und welche Auswirkungen die NoVA-Einführung für leichte Nutzfahrzeuge auf ihren Unternehmensfuhrpark haben wird.
135 Unternehmen und 25.000 Fahrzeuge
Dazu wurden in den vergangenen sieben Tagen insgesamt 135 Unternehmer, Geschäftsführer und Fuhrparkmanager befragt*. In Summe betreiben die Teilnehmer 24.731 Fahrzeuge – 8.987 leichte Nutzfahrzeuge bzw. 15.744 Pkw. Henning Heise, Obmann Fuhrparkverband Austria: „Prognosen und Schätzungen sind zahnlos, die Studie liefert die ersten konkreten Zahlen aus der Praxis. Und sie zeigen, das kürzlich beschlossene NoVA-Gesetz erzielt nicht die gewünschte Wirkung für die Umwelt. Stattdessen wird es in dieser wirtschaftlich schwierigen Phase zu finanziellen Mehrbelastungen bei den Unternehmen führen, die diese Zusatzkosten an die Konsumenten weiterreichen werden.“
9 von 10 halten Zeitpunkt der NoVA-Einführung für falsch
Konkret halten 90 % der Unternehmer den Zeitpunkt für die NoVA-Erhöhung für falsch.
92 % finden es nicht sinnvoll, dass einerseits Förderungen in Milliardenhöhe ausbezahlt und andererseits die Belastungen für Unternehmen erhöht werden. Und 89 % beurteilen die beim Kauf fällige Normverbrauchsangabe per se für kein taugliches Steuerinstrument, um die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich zu senken.
Mehr als die Hälfte wird alle Kosten an Kunden weitergeben
Laut den Ergebnissen werden 60 % der Befragten alle Kosten, die durch die erhöhte NoVA für Pkw bzw. durch die neue NoVA für leichte Nutzfahrzeuge entstehen, an die Kunden weitergeben. 16 % werden zumindest einen Teil der Kosten anrechnen, 13 % haben sich dazu noch keine Gedanken gemacht. Heise: „Teilweise werden die Nutzfahrzeuge durch die NoVA um über 20.000 Euro teurer. Das heißt, wir alle zahlen am Ende mehr für das Kasterl vom Tischler, die Lieferung des Online-Versandhändlers oder die Wartung der Therme. Dieser Umstand wird gerne vergessen – oder seitens der Politik verschwiegen.“ Darüber hinaus spielen 22 % der Unternehmen mit dem Gedanken in Zukunft vermehrt Fahrzeuge im Ausland zuzulassen und in Österreich zu betreiben.
Verdopplung des Einsatzzeitraums
Die NoVA soll die CO2-Emissionen verringern, doch dieses Ziel erfüllt das Gesetz nicht. Die vorhandenen Fahrzeuge werden in Zukunft einfach länger gefahren: Konkret werden 66 % der befragten Unternehmen ihre Pkw und Nutzfahrzeuge in Zukunft länger nutzen. Wobei sich die Nutzungsdauer bei den Pkw in über einem Drittel der Unternehmen um 1 bis 2 Jahre und in fast einem Drittel um 3 bis 4 Jahre verlängern wird. Bei den leichten Nutzfahrzeugen wird fast jedes dritte Unternehmen den Einsatzzeitraum um 1 bis 2 Jahre und nahezu die Hälfte um 3 bis 4 Jahre verlängern. Heise: „Laut den Ergebnissen werden die Pkw von den Firmen derzeit zu 98 % für 3 bis 4. Jahre bzw. 5 Jahre und länger genutzt. Auch die leichten Nutzfahrzeuge sind bei 55 % für mindestens 5 Jahre oder länger in Betrieb. Daraus lässt sich eine Erhöhung des Einsatzzeitraums zwischen 50 und 100 Prozent ableiten. Und das kann doch weder im Sinn der Umwelt noch im Sinne des Fiskus sein!?“
Elektrotransporter erfüllen Anforderungen nicht
Zwar ist der Wille vorhanden auf Elektroautos und -transporter umzusteigen, doch für viele Firmen ist das derzeit einfach nicht möglich. So gaben exakt 50 % der Befragten an, dass sie derzeit weder Pkw oder Nutzfahrzeuge durch Elektro-Modelle ersetzen könnten. „Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie zeigen aber vor allem im Nutzfahrzeugbereich, dass der Stand der Technik noch nicht die Bedürfnisse der Realität abdeckt.“, so Heise.
Konkret scheitert der Umstieg bei den leichten Nutzfahrzeugen an einer zu geringen Reichweite (86 %), an zu wenigen Lademöglichkeiten (57 %), an einem zu geringen Zuladungs-Gewicht für den Transport von Werkzeug und Material (55 %) sowie an zu hohen Kosten (52 %).
92 % wünschen Vorsteuerabzug für alle betrieblich genutzten Fahrzeuge
Heise: „Es braucht eine rationale Diskussion über die Kosten von Mobilität. Und die Unternehmer sind bereit ihren Anteil zu zahlen. Im Gegenzug zur NoVA-Erhöhung wäre es deshalb nur gerecht, wenn – wie vom FVA vorgeschlagen – künftig alle betrieblich genutzten Fahrzeuge vorsteuerabzugsfähig wären – und nicht nur wenige Van-Modelle sowie Nutz- und Elektrofahrzeuge. Das würden auch 92 % der befragten Unternehmen begrüßen.“
Fakt ist: „Mit dieser Studie zeigt der Fuhrparkverband Austria auf, dass die gewünschte Wirkung der NoVA-Reform nicht erzielt wird, sondern die Unternehmen gegenteilig reagieren. Im Zuge der Ökologisierung und dem Bestreben der Dekarbonisierung des Verkehrs, die wir als absolut sinnvoll und notwendig erachten, legen wir der Regierung deshalb dringend eine Überarbeitung des beschlossenen Gesetzes ans Herz und unterstützen gerne mit unserem Fachwissen.
Derzeit sehen wir keinen einzigen positiven Effekt“, so Henning Heise, Obmann Fuhrparkverband Austria.
* Hinweis zur Umfrage:Die Online-Befragung läuft noch bis Ende Jänner 2021. Mit Stand 16.12.2020, 12.00 Uhr haben 135 Teilnehmer die Befragung absolviert. Die Umfrage ist unter folgender URL erreichbar: https://de.surveymonkey.com/r/FVA-Umfrage-NoVA-2021